Haben schwangere Frauen Kopfschmerzen, stehen sie meistens vor einem Problem – mit dem ungeborenen Kind dürfen nicht einfach so Medikamente eingenommen werden. Diese Medikamente können dem Kind im Mutterleib schaden und sind daher während der Schwangerschaft keine Option. In der Stillzeit besteht dieses Problem weiterhin. Kopfschmerzen gehören eigentlich nicht zu den generellen Schwangerschaftsbeschwerden, dennoch wird bei Schwangeren vermehrt ein auftretender Kopfschmerz wahrgenommen. Auch wenn es keine schwangerschaftstypischen Kopfschmerzarten gibt, so leiden schwangere Frauen häufiger als vorher an Schmerzen im Kopfbereich. Welche Ursachen für die Kopfschmerzen verantwortlich sind, welche Hausmittel helfen und welche Medikamente auch während einer Schwangerschaft eingenommen werden dürfen, haben wir einmal für Sie zusammengetragen.
Warum leiden Schwangere häufiger an Kopfschmerzen?
In der Schwangerschaft kommt es bei Frauen zu hormonellen Veränderungen. Diesen führen nicht nur zu Abgeschlagenheit und emotionalen Schwankungen, sondern auch zu einer verstärkten Durchblutung der Schleimhäute. Nasenschleimhäute werden so z. B. sensibler und es kann vermehrt zu Nasennebenhöhlenentzündungen oder zu einer verstopften Nase kommen. Diese Umstände führen häufig zu Kopfschmerzen, auch wenn sie nicht der einzige Grund hierfür sind.
Durch die schwangerschaftsinduzierte hormonelle Umstellung kommt es besonders zu Beginn der Schwangerschaft fast immer zu einem Gefühl der Abgeschlagenheit und dauerhaften Müdigkeit. Wer dann noch einen stressigen Alltag nebenbei führt und nicht genügend Ruhe bekommt, leidet häufig verstärkt unter Kopfschmerzen. Ausreichend Schlaf und Zeit für sich selbst bewirken dann Wunder.
Wer von ständiger Müdigkeit und Kopfschmerzen während der Schwangerschaft geplagt wird, kann zusätzlich unter zu niedrigem Blutdruck leiden. Frische Luft und etwas Bewegung bringen den Blutdruck wieder in Schwung und helfen, die Kopfschmerzen zu lindern.
Aber auch Faktoren wie Erschöpfung, Überanstrengung, emotionaler Stress oder eine falsche Körperhaltung können zu Kopfschmerzen führen. Denn all diese Punkte begünstigen Spannungskopfschmerzen. Diese entstehe vor allem durch Verspannungen im Schuler-, Nacken- und Hinterkopfbereich, wobei Muskelverspannungen durch die eben genannten Aspekte begünstigt werden.
In der Schwangerschaft ist es wichtig, viel zu trinken, um den Flüssigkeitshaushalt aufrecht zu halten. Empfohlen werden mindestens 2 Liter Flüssigkeit pro Tag. Wenn man nämlich zu wenig trinkt, kann das zu einer Blutverdickung führen. Die Gehirnnerven werden dann nicht genügend mit Sauerstoff versorgt. Es kommt zu Kopfschmerzen. Oftmals kann auch ein plötzlicher Verzicht auf Koffein Schmerzen im Kopfbereich verursachen. Schwangere müssen nämlich nicht auf Kaffee verzichten. Eine normale Menge von etwa 2 Tassen Kaffee pro Tag sind auch in der Schwangerschaft erlaubt.
Manchmal kann es in der Schwangerschaft zu einem schwangerschaftsinduzierten Eisenmangel kommen. Dadurch hat die betroffene Person dann mit einer Blutarmut zu kämpfen, die ebenfalls Kopfschmerzen begünstigt. Wenn ein Eisenmangel ärztlich nachgewiesen ist, können Eisentabletten verschrieben werden, welche ebenfalls in der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen. Die Kopfschmerzen sollten sich daraufhin bessern.
Spannungskopfschmerzen in der Schwangerschaft
Emotionaler Stress kann schnell zu Kopfschmerzen führen. Gerade in der Schwangerschaft hat man vielleicht viele Gedanken und man macht sich Sorgen über die Zukunft. Das Kinderzimmer muss eingerichtet werden oder vielleicht ist man sogar auf der Suche nach einer größeren Wohnung. Die Arbeit erscheint anstrengend und im Moment einfach zu viel oder der Partner hat derzeitig andere Pläne als man selbst. Dies sind alles Auslöser für starken emotionalen Stress. Eine falsche Körperhaltung während der Schwangerschaft, Übermüdung oder Überanstrengung können Kopfschmerzen ebenfalls begünstigen. All diese Faktoren können sich nämlich negativ auf die Muskulatur im Nacken-, Schulter- und Hinterkopfbereich auswirken. Die Muskeln verkrampfen und die Faszien ziehen sich zusammen. Es kommt zu Verspannungen. Diese Verspannungen führen nicht selten zu Kopfschmerzen, die man dann auch Spannungskopfschmerzen nennt.
Um Spannungskopfschmerzen loszuwerden, sollte man sich eine Auszeit nehmen und für Entspannung sorgen. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation, Massagen, Akupunktur oder einfach ein heißes Vollbad können meistens Abhilfe verschaffen. In akuten Kopfschmerzphasen helfen auch ätherische Öle wie Pfefferminzöl, welches man sich tröpfchenweise in die Schläfen und in die Stirn einmassieren kann. Die Kopfschmerzen können so ganz ohne Schmerzmittel beseitigt werden.
Migränebetroffene in der Schwangerschaft
Etwa ein Fünftel aller Frauen in Deutschland sind von Migräne betroffen. Tatsächlich berichten viele der Betroffenen, dass während ihrer Schwangerschaft eine Leidensminderung der Migräne eintraf. Migräneanfälle werden in der Regel seltener oder verschwinden ganz während der Schwangerschaft.
Dies trifft aber leider nicht auf alle migränebetroffenen Frauen zu. Bei manchen Frauen kommt es während der Schwangerschaft auch zu einer Verschlimmerung der Migräneattacken oder Migräneanfalle treten sogar zum ersten Mal auf. Bei einigen schwangeren Frauen kommt es sogar zum ersten Mal zu Migräne mit Aura. Aura bezeichnet hier gewisse Begleitsymptome, die vor der Migräneattacke auftreten und der betroffenen Person anzeigen, dass es bald mit den Migräneschmerzen losgeht. Solche Symptome können z. B. Sehstörungen, Kribbeln in den Extremitäten oder Fingerspitzen oder Augenflimmern sein. Die Begleitsymptome dauern zwischen 20-60 Minuten an, bevor es dann mit den Migräneschmerzen losgeht.
Oftmals haben schwangere Frauen große Angst vor ihren Migräneattacken, da sie denken, sie seinen ihren Schmerzen hilflos ausgeliefert. Wer schwanger ist, muss aber nicht komplett auf jegliche Schmerzmittel verzichten! Es gibt durchaus Präparate, die bedenkenlos auch während der Schwangerschaft eingenommen werden dürfen.
Welche Schmerzmedikamente dürfen in der Schwangerschaft eingenommen werden?
Außer in Notfällen sollte man so weit es geht in der Schwangerschaft auf Medikamente verzichten. Grundsätzlich gilt daher, dass man die Einnahme von Medikamenten immer mit seinem Gynäkologen absprechen sollte.
Paracetamol gilt als Mittel der ersten Wahl bei Kopfschmerzen während der Schwangerschaft. In einer begrenzten Dosis kann Paracetamol während der gesamten Schwangerschaft bedenkenlos eingenommen werden. So ist die Einnahme ein bis zwei Mal pro Woche ungefährlich und kann ohne Weiteres zur Linderung von Kopfschmerzen eingesetzt werden. Die tägliche Einnahme von Paracetamol kann jedoch laut Studien das Risiko für das Kind steigern, an Asthma, ADHS oder einem Hodenhochstand bei Jungen zu erkranken.
Acetylsalicylsäure (ASS) und Ibuprofen dürfen während der ersten beiden Drittel in der Schwangerschaft in Ausnahmefällen eingenommen werden. Nach der 28. Schwangerschaftswoche sollten diese beiden Wirkstoffe jedoch nicht mehr zum Einsatz kommen. Von der Anwendung im letzten Schwangerschaftsdrittel wird abgeraten, da es durch die Einnahme zu einer möglichen vorzeitigen Verschließung des Ductus arteriosus Botalli kommen kann. Dies ist ein Verbindungsgang des Blutkreislaufes. Er sorgt dafür, dass das Blut des ungeborenen Kindes zwischen der Haupt- und Lungenschlagader zirkulieren kann, ohne dabei die Lunge direkt zu passieren. Denn die Lunge arbeitet bei ungeborenen Kindern vor ihrer Geburt noch nicht. Die Lunge fängt erst an zu arbeiten, sobald das Kind das Licht der Welt erblickt und der erste Atemzug getätigt wird. Ein vorzeitiger Verschluss des Ductus arteriosus Botalli kann somit zu einer lebensbedrohlichen Situation für das Kind direkt nach der Geburt bedeuten. Des Weiteren können durch die Einnahme von ASS und Ibuprofen im letzten Drittel der Schwangerschaft die Blutungszeiten der Mutter verlängert werden. Das bedeutet, dass die Gefahr eines vermehrten Blutverlustes bei Geburtswunden wie einer Plazentaablösung oder einem Dammriss erheblich steigt.
Migränepatienten bekommen häufig sogenannte Triptane verschrieben, die bei den häufig sehr starken Migräneschmerzen Linderung bieten. Diese Medikamente dürfen unter ärztlicher Aufsicht bei Migräneattacken während der ganzen Schwangerschaft weiter eingenommen werden.
Welche Hausmittel helfen bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft?
Eine Behandlung von Kopfschmerzen mit Schmerzmitteln während der Schwangerschaft sollte gut überlegt sein. Bevor man zu Schmerzmitteln greift, sollte man immer versuchen, die Kopfschmerzen auch auf natürlichem Wege lindern zu können.
Wer von Kopfschmerzen in der Schwangerschaft betroffen ist, sollte versuchen, genügend Ruhe und Schlaf zu bekommen. Denn ein Hauptauslöser für Spannungskopfschmerzen ist Stress! Ein gemütlicher Spaziergang an der frischen Luft oder Entspannungsübungen können dabei ebenfalls Wunder bewirken. Wer akute Schmerzen hat, der kann auf ätherische Öle zurückgreifen. Verdünntes Pfefferminzöl (gibt es in jeder Apotheke) kann sanft in die Schläfen und auf die Stirn einmassiert werden. Das Öl wirkt relativ schnell, schmerzlindernd und beruhigend. Des Weiteren kann eine bewusste Körperhaltung und ausreichend Bewegung Verspannungen im Nackenbereich vorbeugen. Wer dennoch keine Besserungen verspürt, kann ebenfalls auf Massagen, Akupunktur, Akupressur, Entspannungsübungen (Biofeedback, Yoga, autogenes Training) oder Lymphdrainagen zurückgreifen. Und selbstverständlich sollte auf eine gesunde Ernährung und auf den Verzicht von Alkohol sowie Nikotin geachtet werden. Migränepatienten können zusätzlich psychologische Schmerztherapien oder Stressbewältigungstherapien ausprobieren, um ihr Leiden zu lindern. Manchmal hilft es schon, eine Tasse Kaffee oder schwarzen Tee zu trinken. Denn das dort enthaltene Koffein erweitert die Blutgefäße und nimmt den Druck. Die Kopfschmerzen werden gelindert.
Wann sollte man in der Schwangerschaft bei Kopfschmerzen einen Arzt aufsuchen?
Kopfschmerzen können in manchen Fällen auch Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen sein. Wenn in der zweiten Schwangerschaftshälfte sehr starke Kopfschmerzen auftreten, die über einen längeren Zeitraum andauern oder von Begleitsymptomen wie Übelkeit und Erbrechen, Wahrnehmungsstörungen oder Sehstörungen begleitet werden, sollte sofort ein Arzt verständigt werden. Oftmals führt ein zu hoher Blutdruck (arterielle Hypertonie) zu den sehr starken Kopfschmerzen in der Schwangerschaft. Dieser kann sogar in Krampfanfällen enden. Diese Situation kann lebensbedrohlich für Mutter und Kind sein.
Die betroffene Schwangere wird dann gleich in ein Krankenhaus überwiesen oder über den Notruf direkt in ein Krankenhaus gebracht. Dort kann der Blutdruck eingestellt werden und die Frau wird mithilfe von Monitoring überwacht. Ein zu hoher Blutdruck in der Schwangerschaft kann ebenfalls ein Anzeichen für eine Präeklampsie (Schwangerschaftsvergiftung) sein.
Generell gilt: Wer an sehr starken und plötzlich auftretenden Kopfschmerzen leidet, der sollte sofort den Notruf verständigen! Diese starken Kopfschmerzen werden auch Vernichtungskopfschmerzen genannt und können ein Zeichen für einen Notfall wie Schlaganfall, Hirnblutung oder Venenverschluss sein.